Bismarckmünzen

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Der Bismarck-Mythos fand auf einem breiten künstlerischen Feld seinen Niederschlag. Eines dieser Felder sind die sogenannten münzähnlichen Objekte. Dabei handelt es sich um Medaillen und Plaketten, die Geldmünzen ähneln ohne jedoch einen reellen Geldwert zu haben. Diese wurden zum Gedenken an Ereignisse oder Persönlichkeiten geprägt. Medaillen sind meist rund, während Plaketten meistens rechteckig oder oval und in der Regel größer als Medaillen sind. Plaketten sind außerdem im Gegensatz zu Medaillen oft nur einseitig geprägt. Beide Typen treten sowohl mit als auch ohne Tragevorrichtungen auf.↓1

Die Gemeinsamkeit der Gedenknumismatika mit Postkarten besteht darin, dass der Bismarck-Mythos seinen Ausdruck auf Bildmotiven fand. Unterschiede bestehen beim Material, auf welchem die Bilder geprägt bzw. gedruckt worden sind. Anders als Postkarten bestehen die Medaillen und Plaketten aus Metall, genauer gesagt aus Silber, sowie Bronze.

Kriegswichtige Metalle

Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges verwundert dies. Vom wertvollen Edelmetall Silber einmal abgesehen, mit welchem anstelle des zunehmend wertlosen Papiergeld Einkäufe getätigt werden konnten, war Bronze ein eigentlich noch viel wertvolleres Metall. Bronze besteht nämlich aus Zink und Kupfer. Beides waren kriegswichtige Metalle. Insbesondere das Kupfer war von solcher essentieller Wichtigkeit, vor allem in der Munitionsherstellung, dass nach Kriegsbeginn Geldmünzen aus Kupfer eingezogen worden sind.↓2 Im Jahre 1917 war der Kupferbedarf der Kriegsindustrie anscheinend so groß und die Reserven so gering geworden, sodass bspw. neben der Abgabe von Kirchenglocken an die Kriegsindustrie, von der Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsamtes am 9. März 1917 die „Beschlagnahme, Meldepflicht, Enteignung und Ablieferung […]“ von kupferhaltigen Baumaterialen öffentlicher und privater Häuser verkündet worden ist.↓3

Vor diesem Hintergrund stellte sich die weiterführende Frage nach der Prägezahl der hier behandelten silbernen und bronzenen Medaillen und Plaketten. Sofern es dazu möglich war eine Verlagsauskunft einzuholen, war die Antwort leider, dass entsprechende Unterlagen bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden sind. Dies betrifft die Medaille mit den kämpfenden Truppen (Hyperlink) und die Plakette, auf welcher Bismarck mit erhobener Faust abgebildet ist. (Hyperlink) Soweit Informationen über Medailleure und andere Hersteller festgestellt werden konnten, ergänzen sie die aus dem Buch von Thorsten Buchholz übernommenen Angaben nicht.

Eine abschließende Antwort kann daher hier nicht gegeben werden. Es ist daher lediglich zu vermuten, dass der kriegsbedingte Rohstoffmangel im Frühjahr 1915 noch nicht so groß war, dass weiterhin Gedenknumismatika aus diesen Metallen geprägt worden sind. Daran anschließend bleibt festzuhalten, dass zum 100. Geburtstags Otto von Bismarcks nichtsdestotrotz eine Reihe von Gedenknumismatika hergestellt worden sind. Nach Buchholz und Fried ist die Schönhausener Münzsammlung zu Bismarck die vollständigste dieser Art.4

↓Fußnoten:

1: Vgl. Trapp, Wolfgang; Fried, Thorsten: Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland, Stuttgart2 2006, S. 20.
2: Vgl. Ebd., S. 122.
3: Vgl. Kriegsamt: Amtliche Mitteilungen und Nachrichten Nr. 10, Berlin 17. März 1917, S 8-9.
4: Vgl. Buchholz, Thorsten; Fried, Thorsten: Geprägte Erinnerung, Der Bismarck-Mythos auf Medaillen, 2002, S. 15.