„Bismarck als Waffenschmied“

Der Schmied des Reiches

Die Bildseite der Karte zeigt eine Fotografie einer Bismarck-Skulptur. Sie zeigt ihn als Schmied in einfacher Arbeitskleidung am Amboss stehend. Die Kleidung Bismarcks in dieser Darstellung ist eine ganz einfache: hemdsärmelig und mit schützender Lederschürze steht er am Amboss. Keine Uniform oder Anzug, die ihn als Reichskanzler oder Gutsbesitzer auszeichnen würden; keine Orden oder Auszeichnungen schmücken ihn. Seine Haltung ist gerade, starr, der Blick geradeaus gerichtet. Es geht kaum Dynamik von ihm aus, er scheint unumstößlich. In der rechten Hand hält er einen Hammer, in der Linken ein Schwert; beide liegen auf dem Amboss auf. Sie suggerieren, dass er soeben in seiner Arbeit innegehalten hat, ansonsten stets eifrig und gewissenhaft damit beschäftigt, neue Waffen herzustellen und zu formen. Zu seinen Füßen liegen ein weiterer Hammer und eine Zange. Am Fuß des Baumstumpfes, auf dem der Amboss steht, hängt ein Hufeisen. Dieses ist dort als Glücksbringer befestigt, wobei es durch die Art und Weise, wie es aufgehängt ist, seinen eigentlichen Zweck verfehlt. Außerdem lehnt ein Schild, mit dem preußischen Wappen darauf, daneben. Das Wappen ist dabei der Verweis auf das Reich, das Bismarck „geschmiedet“ hat.

Die Bilder von Bismarck als „Schmied des Reiches“ oder als „Schmied von Blut und Eisen“ haben sich als fester Bestandteil des Mythos um seine Person etabliert und werden in den Darstellungen immer wieder aufgegriffen. Diese Form der Darstellung nimmt vor allem Bezug auf seine Rolle als „Reichsgründer“ – ihm alleine sei es zu verdanken gewesen, dass es ein Deutsches Reich gegeben hat. Diese Vorstellung ist zwar nicht unbegründet, aber so stark kann sie auch nicht vereinfacht werden.
Der Ausdruck „Blut und Eisen“ geht dabei auf eine Äußerung von Bismarck selbst zurück. Er hatte diese Formulierung wiederum in einer Rede verwendet, die er 1862 gehalten hatte, in der es um die Preußische Heeresreform ging. Sie sei nötig gewesen, um eine Einigung des Deutschen Reiches herbeizuführen – notfalls unter Waffen.

Der Schmied des Reiches

Der Schmied des Reiches

„Wir Deutsche fürchten unseren Gott“

Bei dieser Karte lässt sich weder sagen, bei welchem Verlag sie erschienen ist, noch lässt sich ein Künstler bzw. Fotograf ermitteln (lediglich der Hersteller der abgebildeten Büste, Abicht & Co aus Illmenau in Thüringen, ist angegeben). Der Text ist datiert auf Januar 1915, die Karte könnte aber auch schon früher entstanden sein, da sie sich an keinem bestimmten Ereignis seit der Reichsgründung orientiert.
Auf der Rückseite findet sich ein kurzes, wahrscheinlich vom Absender selbst verfasstes Gedicht, das sich an eines der berühmtesten Zitate Bismarcks anlehnt. (Siehe Karte 1)
Die Karte hat weder Marke noch Stempel, allerdings legt die Widmung die Vermutung nahe, dass sie dennoch einen Empfänger erreicht hat, möglicherweise  in einem Brief oder durch persönliche Übergabe.
Das Gedicht zeugt vom glühenden Nationalismus und Patriotismus, der die ersten Monate des Ersten Weltkriegs im Deutschen Reich kennzeichnete. Man ist sich – laut Autorin – der Bedrohung aus Russland – „Im Osten liegt der grimme Bär“ – durchaus bewusst. Auch um die von Frankreich – „Und ob im Westen auch der Hahn zugleich erhebt sein Kriegsgeschmetter“ – ausgehende Gefahr weiß man.
Der Hahn als Synonym für Frankreich ergibt sich aus dem Lateinischen: Das Wort „Gallus“ kann sowohl Hahn als auch Gallien bedeuten, was auf die Ursprünge Frankreichs zurückgeht. Es ist – anders als z.B. die Marianne – kein offizielles Staatssymbol Frankreichs, doch wird es auch heute noch oft verwendet.
Doch „tönt ein donnergleiches Wort herunter in die Völkerherde“: „Wir Deutschen fürchten unseren Gott, sonst aber niemand auf der Erde“. Bismarck, sein Geist und seine Moral, sein Mythos – sie stehen über den deutschen Soldaten und lassen sie noch ehrgeiziger kämpfen um ihr Land gegen bereits genannte Bedrohungen zu verteidigen. Als körperlose Stimme, die die Soldaten mahnt und ermutigt, wird Bismarck zu dem Gott erhoben, von dem er spricht.
Bismarck und der Mythos, der ihn umgibt, finden sich auf dieser Karte also in doppelter Auslegung: Zum einen sieht man ihn als einfachen Handwerker, der es aus eigener Kraft geschafft hat, ein einiges Deutsches Reich zu „schmieden“. Zum anderen als vergöttlichter, allwissender Beobachter, der über sein Reich wacht und über jene, die dafür kämpfen, es zu erhalten.

Text der Rückseite der Karte:

„Deutsch und furchtlos.
Die ganze Welt in Waffen starrt,
Ein wogend Feld von Erz und Eisen,
Und alles lauscht, und alles harrt:
Wer wird den rechten Pfad uns weisen
Da tönt ein donnergleiches Wort
Herunter in die Völkerherde:
Wir Deutschen fürchten unseren Gott,
Sonst aber niemand auf der Erde!
Im Osten liegt der grimme Bär,
Mit scharfem Biß und ehrnen Pranken,
Und immer näher, immer näh’r
Drängt er an unseres Hauses Schranken.

Er kratzt und scharrt an Wand und Pfort,
Daß Stein und Pfosten wankend werden:
Wir Deutschen fürchten unseren Gott,
Sonst aber niemand auf der Erde!
Und ob im Westen auch der Hahn
Zugleich erhebt sein Kriegsgeschmetter,
Und ob sie alle auf den Plan
Zum Sturme ziehen im Schlachtenwetter
Wir stehen ohne Angst und Spott,
Zum Schutz bereit dem heim’schen Herd
Wir Deutsche fürchten unseren Gott,
Sonst aber niemand auf der Erde!
(von My)
Herzlichen Sonntagsgruß,
Deine My.
Hbg 9/1 1915

Patriotische Poesie

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