Wenn heute von politischen Festen und Feiern die Rede ist, denken viele sofort an Butterfahrten, langatmige Ansprachen oder bayerische Bierzelte. Auf die Idee, in solchen Festen Gelegenheiten zur Bestätigung einer kollektiven Identität zu sehen, würden heute nur die wenigsten kommen. Unsere Gesellschaft ist dafür zu stark ausdifferenziert und zu stark von inneren Widersprüchen durchsetzt, als dass außerhalb von Wahlkampfveranstaltungen eine nennenswerte Zahl an Menschen in politischen Festen und Feiern Orientierung und Sinnstiftung im Leben finden würde. Im Kaiserreich, zu Zeiten Bismarcks, und später, nach seinem Tod, war dies jedoch etwas völlig anderes.
Nationale Feiern im frühen und mittleren 19. Jahrhundert
Nationale Feiern haben eine lange Tradition im Europa des 19. Jahrhunderts. Als sich in Deutschland mit den Kriegen gegen Napoleon erstmals ein nationales Momentum zeigte, waren entsprechende Feste eine der stärksten Ausdrucksformen dieses immer weiter um sich greifenden Empfindens. Angefangen beim Wartburgfest von 1817 über das Hambacher Fest von 1832 und schließlich kulminierend in der freiheitlich-nationalen Revolution von 1848, wurde eine, auch in den deutschen Staaten, sich immer weiter aufschaukelnde Ereigniskette sichtbar.
Mit dem Scheitern der Revolution änderte sich jedoch der Charakter der Nationalfeste. Waren sie zuvor freiheitlich-romantisch geprägt, mit Deutschland als zu einigenden Nationalstaat als großes Ziel, ergaben sich nun neue Ziele. Zwischen 1848 und 1871 wurde Deutschland, wenn schon politisch nicht einig, als Kulturnation gefeiert, mit einer Sprache und gesamtdeutschen Künstlern wie Schiller, deren Verehrung ihren Ausdruck in gemeinsamen Feiern fand.
Nationale Feiern im Kaiserreich
Dieser Trend endete abrupt mit der gewaltsamen Einigung von 1870/71. Nun standen keine Künstler mehr im Mittelpunkt des Geschehens, sondern große Staatsmänner und der Monarch. Ebenso änderte sich der Charakter der Feiern entscheidend: Anstatt ein gesamtdeutsches Reich als höchstes Ziel anzustreben, galt es nun, dieses gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen.
Bismarck und die übrige Staatsführung waren sich darüber im Klaren, dass das Deutsche Reich in vielen Gegenden nur oberflächlich existierte und als preußisch dominiert angesehen wurde. Umso wichtiger war es daher, gesamtdeutsche Feiern und Feste zu veranstalten, damit ein möglichst großer Teil der Bevölkerung sich mit dem neuen Reich identifizieren konnte.
Ein Beispiel hierfür ist der Sedanstag, der an den entscheidenden preußischen Sieg im deutsch-französischen-Krieg bei Sedan am 7. September 1870 erinnerte. Er wurde bereits 1871 das erste Mal gefeiert und erlangte im Laufe der Zeit eine enorme Popularität. Organisiert wurde er anfangs meist von Veteranenverbänden, die mit dem Volk in kollektiver Erinnerung an den großen Sieg Fackelzüge durchführten und Lieder sangen sowie Lobreden hielten.
Ein weiteres Beispiel sind die Bismarckfeiern, die schon zu des Kanzlers Lebzeiten im ganzen Reich mit Festreden, Festspielen und Gesang begangen wurden. Orte für diese Feiern waren zu seinen Lebzeiten Lokale oder große Säle, später dann extra gebaute Bismarcktürme oder Bismarcksäulen. Die Entlassung des Kanzlers tat diesen Festen ebenso wenig Abbruch wie sein Tod. Im Gegenteil, je länger die Regierungszeit des Wegbereiters der Einheit zurücklag, umso begeisterter wurden die Feiern.
Auch die Kaisergeburtstagsfeiern oder die Einweihungsfeierlichkeiten großer Denkmäler, die auf vergangene Großtaten der Deutschen hinwiesen, sind in diesem Kontext zu sehen. Beispiele hierfür sind das Niederwalddenkmal von 1883, das an die Einigung von 1871 erinnern sollte, oder das Völkerschlachtdenkmal von 1913, das den entscheidenden Sieg der Koalitionstruppen gegen Napoleon vom 18. Oktober 1813 feierte.
Bedeutung der nationalen Feiern
Mit diesem Rundumprogramm nationaler Größe wurden Deutsche, zumindest scheinbar, ohne Rücksicht auf Klassen- und Standesunterschiede zusammengebunden. Deutscher zu sein hatte nun eine höhere Bedeutung, jeder Bürger war Teil einer einzigen Nation mit einer gemeinsamen verbindenden Vergangenheit.
Aufgrund der zunehmenden Wichtigkeit der Feste, spielte der Staat eine wachsende Rolle bei der Durchführung, wodurch private Stifter und Vereine, die nach wie vor für die Organisation verantwortlich waren, teilweise an den Rand gedrängt wurden. Dies führte dazu, dass die Feste ihren ungezwungenen Charakter verloren und zu perfekt durchorchestrierten Veranstaltungen wurden, bei denen das Volk oft nicht mehr zu tun hatte, als einer gewaltigen Militärparade klatschend zuzusehen. Auch wurde der Aufbau immer größer und monumentaler, zumal die europäische Konkurrenz nicht schlief, denn derartige Feste waren Ende des 19. Jahrhunderts für viele mächtige Nationen Europas ein inhärenter Bestandteil der Sicherung ihrer eigenen Identität und der Abgrenzung zu anderen.
Form der nationalen Feste
Wie sahen solche Feste aus? Ein wichtiger Aspekt, unabhängig vom Anlass, bestand in einem Umzug bzw. Fackelmarsch, bei dem nationale Symbole, v. a. Fahnen, durch die Straßen getragen wurden. Später wurden die Umzüge durch Militärparaden ersetzt. Während des feierlichen Aktes selbst, der meist in großen Räumen oder in Gasthäusern abgehalten wurde, kam es üblicherweise zum Absingen nationaler Lieder, Hochrufen und, als Höhepunkt, zu einer Rede. Diese wurde zumeist von einer lokalen Respektsperson oder einem auswärtigen Experten gehalten, der es jeweils verstand, seine Zuhörer zu begeistern.
Auch die Rhetorik dieser Reden änderte sich im Kontext der Zeit, ein verbindendes Merkmal aber blieb ihre kämpferische Form. Vom 19. Jahrhundert bis in die NS-Zeit verfolgten die Redner stets das Ziel, einem bestimmten Gegner zu schaden oder ein kollektives Bewusstsein unter den Zuhörern zu konstruieren, etwa indem Bismarck als einigendes Element für die deutsche Nation hingestellt wurde.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass politische Feste und Feiern im Kaiserreich bzw. zu Bismarcks Zeiten einen enorm hohen Stellenwert bei der Festigung einer kollektiven Identität hatten. Durch sie wurde ein gesamtdeutsches Nationalbewusstsein etabliert, welches für viele Menschen zum Mittelpunkt ihres Lebens wurde.
Zur weiteren Lektüre:
Gebhardt, Winfriedt: Fest, Feier und Alltag. Über die gesellschaftliche Wirklichkeit des Menschen und ihre Deutung. Frankfurt a.M. 1987.
Miklautz, Elfie: Feste. Szenarien der Konstruktion kollektiver Identität. In: Kopperschmidt, Josef und Schanze, Helmut (Hrsg.): Fest und Festrhetorik. Zu Theorie, Geschichte und Praxis der Epideiktik. München 1999.
Schellack, Fritz: Sedan- und Kaisergeburtstagsfeste und Düding, Dieter: Das deutsche Nationalfest von 1814: Matrix der deutschen Nationalfeste im 19. Jahrhundert. In: Düding, Dieter, Friedemann, Peter und Münch, Paul (Hrsg.): Öffentliche Festkultur. Politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg. Reinbek 1988.
Fabian Klopfer
Bismarck-Geburtstage im Laufe der Zeit
Vor allem die späten Geburtstage Bismarcks wurden oft von öffentlichen Feierlichkeiten und Festreden begleitet. Dabei änderten sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mehrfach grundlegend: Bismarcks Geburtstag wurde zu seinen Lebzeiten, während des Ersten Weltkrieges, in der Weimarer Republik und auch im Nachkriegsdeutschland öffentlich begangen – doch die Art und Weise, in der an Bismarck erinnert wurde, wandelte sich mit der Zeit erheblich.
1892
In den frühen 1890er Jahren ist Bismarck noch am Leben. Sein Werk, die Einheit Deutschlands, ist aber bereits vollendet. Die Redner jener Zeit sehen sich als Gewinner der Geschichte an. Auch die Entlassung Bismarcks im März 1890 sorgte nicht dafür, dass der Wegbereiter dieser als historisch nahezu einmalig empfundenen Entwicklung nachteilig gesehen wird.
1915
1915, zu Bismarcks hundertsten Geburtstag, ist dieser bereits 17 Jahre tot. Das Reich, welches er geschaffen hat, ist seiner härtesten Bewährungsprobe ausgesetzt, dem Ersten Weltkrieg. Entsprechend gehen die Redner dieses Jahres vor allem in diesem Kontext auf das feierliche Ereignis ein. Man fragt sich, was wohl Bismarck getan hätte. Die Begeisterung für ihn ist womöglich noch stärker.
Weimarer Republik
Das Kaiserreich, Bismarcks Lebenswerk, ist untergegangen. Die von ihm stets mit Verachtung betrachteten Parteien stellen die Regierung. Redner dieser Zeit, in erster Linie Revanchisten, betonen die Großartigkeit von Bismarcks Ära im Vergleich zur aktuellen, Demokratie und Parteienstaat werden gering geschätzt. Gleichzeitig findet in rechten Kreisen der Aufstieg der völkischen Bewegung statt.
1965
Zu Bismarcks 150. Geburtstag besitzen die Feierlichkeiten keinerlei tagesaktuellen Bezug mehr. NS-Herrschaft und der Zweite Weltkrieg haben Bismarck aus dem unmittelbaren Gedächtnis der Zeitgenossen gestrichen. Er wird in den Reden als Person der Geschichte betrachtet, man würdigt seine Leistungen, ist aber auch um eine kritische Distanz bemüht. Es ist kein kämpferisches Element mehr in den Reden enthalten.
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Herzlichen Glückwunsch! Sie sind ein wahrer Bismarck-Experte! Der Eiserne Kanzler wäre stolz!
Sehr gut, Sie haben sich als profunder Bismarck-Kenner erwiesen!
Das ist ein gutes Ergebnis, Sie verfügen über lobenswerte Kenntnisse in deutscher Geschichte!
Na ja, Bismarck war auch nicht der beste Student…
Lesen Sie sich nochmal die Einleitungstexte durch, dann ist auch ein besseres Ergebnis drin
Möge der Eiserne Kanzler aus seiner Gruft emporsteigen und Sie ob ihrer Ignoranz zu sich hinabziehen!!!
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Vorgemerkt
Frage 1 von 20
1. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Ja, wir sehen ihn geistig mit seinem kaiserlichen Herrn mitkämpfen über den Schlachtfeldern Frankreichs und Russlands, und es ist, als hörten wir das Wort aus ihrem Munde an uns: „Fürchtet euch nicht – haltet aus – denn Gott wird mit uns sein!”
Korrekt
Der Hinweis mit den Schlachtfeldern deutet auf den Ersten Weltkrieg hin.
Die Rede stammt von dem evangelischen Theologen August Hunzinger und wurde in Hamburg gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann auf Schlachtfeldern in Frankreich und Russland gekämpft wurde.
Die Rede stammt von dem evangelischen Theologen August Hunzinger und wurde in Hamburg gehalten.
Frage 2 von 20
2. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Noch gehört Fürst Bismarck – zum Glück für sein Volk – den Lebenden an, noch nicht der Geschichte im Sinne der abgeschlossenen Vergangenheit, wohl aber ist er bereits geschichtlich geworden im Sinne der Unsterblichkeit; unauslöschlich bleibt, was er gewirkt: Und so darf heute schon, bei seinen Lebzeiten, die Geschichtsforschung und die Seelenforschung seine Gestalt zergliedern: was auch die Zukunft noch ihm und uns bringen mag: vollendet steht, was er in nahezu drei Jahrzehnten für Preußen, für Deutschland erkämpft hat.
Korrekt
Bismarck ist noch am Leben zur Zeit der Rede.
Die Rede wurde von dem Historiker Felix Dahn bei einem Bismarck-Kommers in Frankfurt gehalten.
Inkorrekt
Überlege nochmal, wann Bismarck gestorben ist, denn zum Zeitpunkt der Rede ist er noch am Leben.
Die Rede wurde von dem Historiker Felix Dahn bei einem Bismarck-Kommers in Frankfurt gehalten.
Frage 3 von 20
3. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
In ernster Stimmung begehen wir Deutschen den Geburtstag Otto Bismarcks. Sein Werk, der deutsche Nationalstaat von 1871, ist gespalten, nachdem seine monarchischen Fundamente schon 1918 nach dem I. Weltkrieg zusammengebrochen waren und Preußen, die Basis und gleichsam das Sprungbrett der deutschen Politik Bismarcks, nach dem II. Weltkrieg aus dem Register der Weltpolitik getilgt wurden.
Korrekt
Die Rede ist eindeutig aus der Retrospektive geschrieben.
Die Rede stammt vom Historiker Theodor Schieder und wurde bei einer Feier im Auswärtigen Amt gehalten.
Inkorrekt
Überlege nochmal, ob die in der Rede erwähnten Ereignisse zum Zeitpunkt der anderen Reden schon stattgefunden haben.
Die Rede stammt vom Historiker Theodor Schieder und wurde bei einer Feier im Auswärtigen Amt gehalten.
Frage 4 von 20
4. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Es ist kein Zufall, daß gerade die Kräfte, die darauf ausgegangen sind, Bismarcks Lebenswerk zu zerstören, zum großen Teil unter der geistigen Führung von Juden stehen.
Korrekt
Eine derartige Fokussierung auf Juden als Schuldige ist typisch für diese Zeit.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Inkorrekt
Überlege, in welcher Zeit Juden am stärksten angefeindet wurden.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Frage 5 von 20
5. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
An dieser Stelle im Waffenschmuck die Bismarck-Jahrhundertfeier zu begehen, wer von uns hätte das vor einem Jahr noch für möglich gehalten. Wenn sich unsere Gedanken damals dieser Feier schon zuwandten, so geschah es wohl allgemein in der Erwartung, dass sie uns über die Werktagstimmung der Gegenwart erheben und den Rückblick auf eine große Zeit mahnen würde, ihr nachzueifern, um uns ihr würdig zu erweisen. Aber wie gewaltig hat sich inzwischen der Begriff der grossen Zeit verschoben!
Korrekt
Es gibt einige Hinweise auf den parallel wütenden Ersten Weltkrieg.
Die Rede wurde von dem Historiker Karl Spannagel im belgischen Parlament gehalten.
Inkorrekt
Überlege nochmal, auf welches Ereignis im Text Bezug genommen wird.
Die Rede wurde von dem Historiker Karl Spannagel im belgischen Parlament gehalten.
Frage 6 von 20
6. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Bismarck (…) würde zweifellos die Entwicklung des völkischen Gedankens mit aufmerksamen Blicken beobachtet haben. Sicher ist, er würde auch diese Bewegung von dem Gesichtspunkt aus betrachtet haben: Wie kannst du dir sie dienstbar machen für die Freiheit und Größe seines Vaterlandes
Korrekt
Die völkische Bewegung wurde in Reden erst nach dem Ersten Weltkrieg populär.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Inkorrekt
Überlege, ab wann die völkische Bewegung in den Fokus der breiteren Öffentlichkeit kam.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Frage 7 von 20
7. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
An den Anfang muß hier wohl die Frage nach dem historischen Recht des Nationalstaates von 1871 gestellt werden.
Korrekt
Zuvor hätte niemand in einer Rede das historische Recht der deutschen Einigung in Frage gestellt.
Die Rede stammt vom Historiker Theodor Schieder und wurde bei einer Feier im Auswärtigen Amt gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann es opportun wäre, eine solch retrospektive Frage zu stellen.
Die Rede stammt vom Historiker Theodor Schieder und wurde bei einer Feier im Auswärtigen Amt gehalten.
Frage 8 von 20
8. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Aber gerade in unseren kampferfüllten Tagen und an dieser Stelle soll uns der Kämpfer Bismarck mahnen, ihm zu folgen. Rings um uns hat sich eine Waberlohe entzündet, wie sie noch niemals gebrannt hat. Wohlan, setzen wir alle unsere Kraft bis zum letzten Hauch daran, das Kampfgebilde siegreich zu behaupten. Dann wird seiner Augen leuchtendes Paar, das so oft im Sturm uns erglänzt, anfeuernd und wohlgefällig auf uns ruhen, wie einst das Adlerauge Friedrichs des Grossen segnend herabschaute auf ihn und sein Werk.
Korrekt
Es wird auf das Kampfgeschehen des Ersten Weltkriegs Bezug genommen.
Die Rede wurde von dem Historiker Karl Spannagel im belgischen Parlament gehalten.
Inkorrekt
Überlege, auf welche Ereignisse hier Bezug genommen wird.
Die Rede wurde von dem Historiker Karl Spannagel im belgischen Parlament gehalten.
Frage 9 von 20
9. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Zur Feier des (…) Geburtstags des Fürsten Bismarck haben wir uns hier versammelt, um Ausdruck zu geben unseren Gefühlen der Pietät, der unverlöschlichen Dankbarkeit und Verehrung gegen den Begründer der nationalen Einheit, den größten Staatsmann des Jahrhunderts, den urdeutschen Heros, an dessen titanischer Geistesgröße und Willensstärke noch die spätesten Geschlechter bewundernd emporsehen werden.
Korrekt
Die metaphernreiche Sprache ist typisch für diese Zeit. Die Rede ist außerdem im Präsens verfasst, Bismarck lebt also noch.
Die Rede ist von dem Theologen Otto Pfleiderer vor einer Festversammlung in Lichterfeld gehalten worden.
Inkorrekt
Schau nochmal auf den Tempus der Rede.
Die Rede ist von dem Theologen Otto Pfleiderer vor einer Festversammlung in Lichterfeld gehalten worden.
Frage 10 von 20
10. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Da sind wir also tief in unserer Fragestellung: wo, in welchem politischen Lager hat Bismarck seinen Standort gehabt? (…) War er konservativ? War er liberal? War er ein Revolutionär? Drei Fragezeichen der Zeitgenossen
Korrekt
In vorherigen Zeiten wäre Bismarck nicht so analytisch betrachtet worden.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Inkorrekt
In der Rede fehlt das kämpferische Element, es ist sehr analytisch.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Frage 11 von 20
11. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Ein ungeheures Unheil ist diesem Tage entsprossen [der Entlassung Bismarcks], ein unersetzbarer Verlust, eine ungetilgte Schuld, vergrößert durch die eisige Gleichgültigkeit, mit welcher die politischen Parteien Bismarcks Entlassung hinnahmen.
Korrekt
Zuvor wäre der Kaiser, der Bismarck entlassen hat, nicht so heftig kritisiert worden. Außerdem werden die Parteien, Feinde der rechten Bewegung in der Weimarer Republik, heftig angegangen.
Die Rede wurde von dem Politiker Richard Planner von Plann vor dem alldeutschen Verein in Graz gehalten.
Inkorrekt
Überlege, in welcher Zeit die hier angesprochenen Dinge, nämlich massive Kritik am Kaiser, der Bismarck entließ, und am Parteienstaat am ehesten hineinpassen würden.
Die Rede wurde von dem Politiker Richard Planner von Plann vor dem alldeutschen Verein in Graz gehalten.
Frage 12 von 20
12. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
„Wir sind gehaßt in aller Welt,
Von Neid und Bosheit rings umstellt,
Wir sind bedroht von Ost und West,
Weil uns der Feind nicht Ruhe lässt.
Der Welsche schreit: „Gib´s Elsaß her!“
Der Brite geizt um Land und Meer,
Der Russe mit dem Riesenschluck
Hat von der Welt noch nicht genug.
Und der und jener fänd sich ein,
beim Raubzug mit dabei zu sein.
Wir sind auf eigne Kraft gesetzt;
Nur Östreich hilft uns bis zuletzt.
Doch wenn die Welt voll Teufel wär` –
Den Deutschen stört das Nimmermehr.“
Korrekt
Es werden die militärischen Konstellationen des Ersten Weltkriegs genannt, die vorher oder nachher so nicht existierten.
Die Rede wurde von dem Schriftsteller Paul Koschate bei einer Schul- und Volksfeier in Breslau gehalten
Inkorrekt
Überlege, wann eine solche politische bzw. militärische Konstellation existiert hat.
Die Rede wurde von dem Schriftsteller Paul Koschate bei einer Schul- und Volksfeier in Breslau gehalten
Frage 13 von 20
13. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Herr von Bismarck ist ein „Typus“, wie man so zu sagen pflegt: d.h. ein, naturwissenschaftlich gesprochen, ausgezeichnetes Exemplar, welches alles für seine „Rasse“, für sein „Genus“ und seine „Species“ bezeichnenden Merkmale auf das Schärfste ausgeprägt an sich darweist
Korrekt
Die Rede ist im Präsens geschrieben, Bismarck lebt also noch. Außerdem ist eine solch rassische Terminologie typisch für das späte 19. Jahrhundert.
Die Rede wurde von dem Historiker Felix Dahn bei einem Bismarck-Kommers in Frankfurt gehalten.
Inkorrekt
Überlege, in welchem Tempus die Rede geschrieben ist, außerdem wann solch rassisch-anthropologischen Theorien populär wurden.
Die Rede wurde von dem Historiker Felix Dahn bei einem Bismarck-Kommers in Frankfurt gehalten.
Frage 14 von 20
14. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Denn das ist die tiefste Lehre, die wir aus der staatsmännischen Arbeit Bismarcks ziehen sollen, daß wir uns nicht in Parteien zersplittern, sondern geschlossen wie eine Mauer zusammenstehen, wenn es sich um die Ehre und Freiheit des Vaterlandes handelt.
Korrekt
Die Zersplitterung der Parteienlandschaft, typisch für die Weimarer Republik, wird angeprangert. Ein Parteienstaat ist angeblich schlecht für Deutschland.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Inkorrekt
Überlege, was in der Rede kritisiert wird und wann dies typisch war.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Frage 15 von 20
15. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
„Neben diesen genannten drei Pferden – dem konservativen, dem bonapartistischen und dem konstitutionellen – steht aber noch ein viertes Pferd in seinem Stall, das er auch (trotz seiner Wildheit) reiten kann und das er geritten hat: das revolutionäre
Korrekt
Bismarck wird aus der Retrospektive beurteilt. Außergewöhnlich ist außerdem der Vergleich seiner Methoden mit denen Napoleons.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann ein derart analytisches Vorgehen sowie ein Vergleich Bismarcks mit Napoleon opportun waren.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Frage 16 von 20
16. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Denn was wären wir jetzt ohne unseren „Militarismus“? Ein Vasallenstaat Russlands oder Englands. Das wir das nicht sind, das danken wir Bismarck.
Korrekt
Der preußische Militarismus, den die Entente-Mächte anprangern, wird verteidigt. Bismarck scheint schon tot zu sein.
Die Rede stammt von dem evangelischen Theologen August Hunzinger und wurde in Hamburg gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann der preußische Militarismus besonders heftig angegriffen wurde.
Die Rede stammt von dem evangelischen Theologen August Hunzinger und wurde in Hamburg gehalten.
Frage 17 von 20
17. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Wir aber, meine Freunde, wir können den herrlichen deutschen Staatsmann nicht besser ehren, nicht reeller ihm danken, als indem wir fest und treu halten zu Kaiser und Reich, die er uns geschaffen hat, und unverrückt nacheifern dem Ideal eines deutschen Patrioten, wie wir es in ihm verkörpert sehen. Möge Gott ihn noch lange zum Stolz des deutschen Volkes erhalten!
Fürst Bismarck, der große deutsche Staatsmann und Patriot, er lebe hoch!
Korrekt
Es wird im Präsens von Bismarck gesprochen, er ist also noch am Leben.
Die Rede ist von dem Theologen Otto Pfleiderer vor einer Festversammlung in Lichterfeld gehalten worden.
Inkorrekt
Überlege, in welchem Tempus hier gesprochen wird (Präsens). Bismarck ist also zum Zeitpunkt der Rede noch am Leben.
Die Rede ist von dem Theologen Otto Pfleiderer vor einer Festversammlung in Lichterfeld gehalten worden.
Frage 18 von 20
18. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Wir sehen: nicht als Verwaltungsmann, nicht im auswärtigen Dienst, nicht als Soldat hat Otto von Bismarck seine Laufbahn in Preußen begonnen, sondern als Parlamentarier. Wenn man das nicht im Auge behält, kann man Bismarck als Staatsmann nie richtig verstehen.
Korrekt
Es wird sehr neutral gesprochen, außerdem wird der Parlamentarismus gelobt, etwas was zuvor nur schwer möglich wäre.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann man bemüht war, Bismarck als Person zu verstehen und wann der Parlamentarismus gelobt wurde.
Die Rede stammt vom Historiker Gustav Adolf Rein und wurde vor der Ranke-Gesellschaft gehalten.
Frage 19 von 20
19. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Die Demokratie im weitesten Sinne des Wortes hat Bismarck feindlich gegenübergestanden.
Korrekt
Die bei den revanchistischen Rednern dieser Zeit verhasst Demokratie wird als der Feind des gesamtdeutschen Idol Bismarck dargestellt.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Inkorrekt
Überlege, wann die Demokratie in der öffentlichen Debatte eine solche Rolle gespielt hat.
Die Rede wurde bei einer Bismarckfeier auf dem Brocken gehalten.
Frage 20 von 20
20. Frage
Aus welcher Zeit stammt das vorliegende Redenfragment?
Dreiundachtzig Jahre lebte er; in sechsundvierzig davon drückte er der Zeit den Stempel seiner Persönlichkeit auf: Der größte Berg- und Hüttenmann Deutschlands, der das Gold für die Krone Germaniens aus der Tiefe schürfte, der aus dem durch Zwietracht zu Bruche gegangenen alten Reichsschachte das Erz zutage förderte, um auf eiserner Grundlage das neue Reich deutscher Nation zu stabilisieren, der, ein Wertschätzer der schwarzen Diamanten auch nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung, die deutsche Industrie aus Not und Elend zu neuer Blüte führte und der persönlich so viele Wärmeeinheiten in seinem großen und tieffühlenden Herzen hatte, dass er die innere Arbeit in dem von ihm gebauten Reiche mit einer Sozialpolitik abschloss, deren weite Bemessung Millionen von Deutschen eine reiche Segensquelle werden sollte.
Korrekt
Eine derart begeisterte und metaphernreiche Sprache ist nur im Kontext jener Zeit denkbar.
Die Rede wurde von dem Insutrielobbyisten Wilhelm Beumer im Industrie-Club in Düsseldorf gehalten
Inkorrekt
Überlege, wann es denkbar war, dass Bismarck in einer derart begeisterten und metaphernreichen Sprache zugejubelt wurde.
Die Rede wurde von dem Insutrielobbyisten Wilhelm Beumer im Industrie-Club in Düsseldorf gehalten