Bismarckmythos » Münzen http://bismarckmythos1915.de 1815 – 1915 Tue, 20 Oct 2015 13:36:42 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.1.37 Bismarckmünzen http://bismarckmythos1915.de/?p=7 http://bismarckmythos1915.de/?p=7#comments Mon, 27 Jul 2015 14:00:47 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=7 Der Bismarck-Mythos fand auf einem breiten künstlerischen Feld seinen Niederschlag. Eines dieser Felder sind die sogenannten münzähnlichen Objekte. Dabei handelt es sich um Medaillen und Plaketten, die Geldmünzen ähneln ohne jedoch einen reellen Geldwert zu haben. Diese wurden zum Gedenken an Ereignisse oder Persönlichkeiten geprägt. Medaillen sind meist rund, während Plaketten meistens rechteckig oder oval und in der Regel größer als Medaillen sind. Plaketten sind außerdem im Gegensatz zu Medaillen oft nur einseitig geprägt. Beide Typen treten sowohl mit als auch ohne Tragevorrichtungen auf.↓1

Die Gemeinsamkeit der Gedenknumismatika mit Postkarten besteht darin, dass der Bismarck-Mythos seinen Ausdruck auf Bildmotiven fand. Unterschiede bestehen beim Material, auf welchem die Bilder geprägt bzw. gedruckt worden sind. Anders als Postkarten bestehen die Medaillen und Plaketten aus Metall, genauer gesagt aus Silber, sowie Bronze.

Kriegswichtige Metalle

Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges verwundert dies. Vom wertvollen Edelmetall Silber einmal abgesehen, mit welchem anstelle des zunehmend wertlosen Papiergeld Einkäufe getätigt werden konnten, war Bronze ein eigentlich noch viel wertvolleres Metall. Bronze besteht nämlich aus Zink und Kupfer. Beides waren kriegswichtige Metalle. Insbesondere das Kupfer war von solcher essentieller Wichtigkeit, vor allem in der Munitionsherstellung, dass nach Kriegsbeginn Geldmünzen aus Kupfer eingezogen worden sind.↓2 Im Jahre 1917 war der Kupferbedarf der Kriegsindustrie anscheinend so groß und die Reserven so gering geworden, sodass bspw. neben der Abgabe von Kirchenglocken an die Kriegsindustrie, von der Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsamtes am 9. März 1917 die „Beschlagnahme, Meldepflicht, Enteignung und Ablieferung […]“ von kupferhaltigen Baumaterialen öffentlicher und privater Häuser verkündet worden ist.↓3

Vor diesem Hintergrund stellte sich die weiterführende Frage nach der Prägezahl der hier behandelten silbernen und bronzenen Medaillen und Plaketten. Sofern es dazu möglich war eine Verlagsauskunft einzuholen, war die Antwort leider, dass entsprechende Unterlagen bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden sind. Dies betrifft die Medaille mit den kämpfenden Truppen (Hyperlink) und die Plakette, auf welcher Bismarck mit erhobener Faust abgebildet ist. (Hyperlink) Soweit Informationen über Medailleure und andere Hersteller festgestellt werden konnten, ergänzen sie die aus dem Buch von Thorsten Buchholz übernommenen Angaben nicht.

Eine abschließende Antwort kann daher hier nicht gegeben werden. Es ist daher lediglich zu vermuten, dass der kriegsbedingte Rohstoffmangel im Frühjahr 1915 noch nicht so groß war, dass weiterhin Gedenknumismatika aus diesen Metallen geprägt worden sind. Daran anschließend bleibt festzuhalten, dass zum 100. Geburtstags Otto von Bismarcks nichtsdestotrotz eine Reihe von Gedenknumismatika hergestellt worden sind. Nach Buchholz und Fried ist die Schönhausener Münzsammlung zu Bismarck die vollständigste dieser Art.4

↓Fußnoten:

1: Vgl. Trapp, Wolfgang; Fried, Thorsten: Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland, Stuttgart2 2006, S. 20.
2: Vgl. Ebd., S. 122.
3: Vgl. Kriegsamt: Amtliche Mitteilungen und Nachrichten Nr. 10, Berlin 17. März 1917, S 8-9.
4: Vgl. Buchholz, Thorsten; Fried, Thorsten: Geprägte Erinnerung, Der Bismarck-Mythos auf Medaillen, 2002, S. 15.

Bismarck im Profil Ansicht des Hamburger Bismarck-Denkmals Reichsadler und Bismarck Deutsche Infanterie und Kavallerie, darüber der Geist Bismarcks Kopf im Profil | Der Oberkörper des Titanen ]]>
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Bismarck-Denkmal http://bismarckmythos1915.de/?p=468 http://bismarckmythos1915.de/?p=468#comments Mon, 27 Jul 2015 13:51:09 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=468 Diese Medaille zeigt vor einem (hier nur schwer zu erkennenden) Hintergund von Kriegsschiffen das Hamburger Bismarckdenkmal, verfremdet und  sein Schwert ziehend. Die Bedeutung der Medaille richtet sich klar gegen England mit den Aussagen auf den Rückseiten „GOTT STRAFE ENGLAND“ und „FALSCHES ENGLAND HÜTE DICH.“ ↓1

Bei Kriegsausbruch bestand aufseiten Deutschlands die Hoffnung, England aus dem Krieg herauszuhalten. Erst durch den deutschen Einmarsch in Belgien war Großbritannien als dessen Schutzmacht in den Krieg eingetreten.(Hyperlink zur Kriegssituation) Die Kriegsmarine verblieb fast die gesamte Kriegszeit untätig in ihren Häfen. ↓2 Auch diese Plakette ist hinsichtlich der Abbildung eher die Projektion einer Wunschvorstellung als tatsächlicher zeitgenössischer Ereignisse.

Rs. 2. Münze: Im Perlkreis Inschrift: „FALSCHES / ENGLAND / HÜTE DICH“ Bronze, 33 mm

Rs. 2. Münze: Im Perlkreis Inschrift: „FALSCHES / ENGLAND / HÜTE DICH“
Bronze, 33 mm

Das unbelebte Denkmal scheint vom Geist Bismarcks beseelt zu sein und nun in den Kampf gegen England einzutreten. Durch das Lebendigwerden des Denkmals wird eine Vergöttlichung Bismarcks erreicht.
Die antienglischen Parolen stellen einen zeitgenössischen Bezug zur Situation an der Westfront her, da Deutschland hier gegen französische und englische Truppen kämpfte. Englische Truppen hatten eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die deutsche Niederlage in der Schlacht an der Marne im September 1914, als sie eine Frontlücke zwischen der 1. und 2. deutschen Armee ausnutzten, die zum deutschen Rückzug in dieser Schlacht beitrug. ↓3
Wenn also die Inschriften auf der Rückseite von einem angeblich falschen England sprechen, das von Gott gestraft werden soll, dann trifft das nicht zu. Hier wird versucht, die historischen Fakten zu verdrehen und Verantwortungen von sich auf einen anderen abzuschieben. Die Motive dieser Medaille mögen zeitgenössisch “funktioniert” haben, sie halten aber einer Überprüfung mit historischen Fakten nicht stand.

Informationen zum Bild:↓4

„Unbekannter Medailleur”
Vs.: Im Perlkreis verfremdete Ansicht des Bismarck-Denkmals in Hamburg nach links, von Meeresfluten umspülter Bismarck als Rolandsfigur in Rüstung mit Umhang, das Schwert aus der Scheide ziehend, flankiert von zwei drohenden Adlern, im Hintergrund am Horizont Flottenverbände
Rs.: Im Perlkreis Inschrift: GOTT / STRAFE / ENGLAND
Rs. 2. Münze: Im Perlkreis Inschrift: „FALSCHES / ENGLAND / HÜTE DICH“
Bronze, 33 mm

↓Fußnoten:

1. Vgl. Buchholz, S. 220-221.
2. Vgl. Münkler, S. 492-493.
3. Vgl. Ebd., S. 173-174.
4. Vgl. Buchholz, S. 220-221.

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Bismarck mit erhobener Faust http://bismarckmythos1915.de/?p=466 http://bismarckmythos1915.de/?p=466#comments Mon, 27 Jul 2015 13:33:51 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=466 Bismarck befindet sich mit Schwert und erhobener Faust in einer martialisch-heroisierenden Kampfpose, die Stärke ausdrücken soll. Er steht hinter einem das Deutsche Kaiserreich symbolisierenden Reichsadler, der ein Liktorenbündel in seinen Klauen hält.

Das Liktorenbündel, welches aus einem Beil bestand, dass in einem Rutenbündel steckte, war das Amtssymbol für die höchsten römischen Machthaber, wie Konsuln und Diktatoren. Diese wurden der jeweiligen Person von den Liktoren vorangetragen. ↓1 Dadurch wird das Deutsche Kaiserreich in eine Traditionlinie sowohl zum Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als auch zum antiken Römischen Imperium gestellt.

Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sahen sich als die Nachfolger der Römischen Kaiser. Nach der antiken und mittelalterlichen Vorstellung, die sich in der „Vier-Reiche-Lehre“ begründete, war das Römische Weltreich das letzte Reich, nach dessen Untergang Gott die Weltgeschichte würde enden lassen. Infolge der „Translatio Imperii“-Theorie↓2 ging die römische Herrschaft im Mittelalter erst auf die Franken und dann auf die Deutschen über, wodurch das Römische Imperium in der Wahrnehmung der Zeitgenossen fortbestand.

Dies legt den Schluss nahe, dass das Deutsche Kaisereich, in Gestalt des Reichsadlers und des Liktorenbündels, als Nachfolger des mittelalterlichen und damit auch des antiken Kaiserreichs gesehen wurde.

Auf dieser Plakette werden außerdem die Gleichzeitigkeiten des Ungleichzeitigen offenbart. Bismarck ist von Lanzen und Kanonen flankiert. Lanzen gehörten zur Bewaffnung von Kavallerie, doch verlor die Kavallerie ihre militärische Bedeutung im 1. Weltkrieg. Stattdessen wurde die Artillerie wichtig, was sich in deren Ausbau als Waffengattung und ihrem massiven Einsatz an der Westfront, in der Schlacht von Verdun und der Schlacht an der Somme im Jahr 1916 zeigte.

Die hier dargestellte Lesart des Bismarck-Mythos beansprucht einerseits eine ganz bestimmte Traditionslinie, da Bismarck hier in eine anscheinend nahezu zweitausendjährige kaiserliche Tradition gestellt wird. Andererseits wird durch die Abbildung der Waffen militärische Propaganda betrieben, da mit dieser Darstellung die Stärke der deutschen Armeen symbolisiert wird.

Informationen zum Bild:↓3

„Unbekannter Medailleur
Vs.: Im Rahmen sich aufschwingender gekrönter Reichsadler mit Liktoren-Bündel in den Fängen von vorne zwischen zwei gekreuzten Fahnen, Lorbeer- und Eichenzweige, Kanonen und Lanzen, darüber Bismarck stehend von vorne mit gesenktem Schwert und geballter Faust, im Feld links die Jahreszahl: 1914, unter dem Adler eine Tafel mit Inschrift: ZUM / 100. GEBURTSTAG / BISMARCKS / 1815 -1915, bez. am Rand links: M(ayer). u(und) W(ilhelm)., rechts: ST(UTTGARTT).
a. Silber, Rand gepunzt: 1000 Silber, 50 x 40 mm
[…]
Hersteller: Metallwarenfabrik und Kunstprägeanstalt Mayer & Wilhelm, Stuttgart.“

↓Fußnoten:

1. Vgl. Rabbow, Arnold: dtv-Lexikon politischer Symbole, München 1970, S. 76.
2. Vgl. Thomas, Heinz: Translatio Imperii, in: Lexikon des Mittelalters, 10 vols (Stuttgart: Metzler, [1977]-1999), vol. 8, cols 944-946, in: Brepolis Medieval Encyclopaedias – Lexikon des Mittelalters Online.
3. Vgl. Buchholz, S.219.

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Kämpfende Truppen http://bismarckmythos1915.de/?p=464 http://bismarckmythos1915.de/?p=464#comments Mon, 27 Jul 2015 13:28:43 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=464 Die abgebildeten deutschen Truppen marschieren von links nach rechts. Bei einer Nordung der Münze würde das bedeuten, dass sie, vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges, nach Osten, also in Richtung Russland marschieren. Allerdings sind die auf der Rückseite fliehenden Soldaten als Franzosen erkennbar.

Die Begebenheit, auf die diese Medaille Bezug nimmt, ist einerseits das sogenannte Augusterlebnis. Mit Blumen geschmückte Truppen ziehen scheinbar unter dem allgemeinen Jubel der gesamten Bevölkerung ins Feld. Diese historiographische Darstellung ist zum größten Teil unzutreffend. Zwar gab es eine gewisse Zustimmung zum Kriegseintritt, aber in der breiten Bevölkerung überwogen Angst und Unsicherheit. ↓1 Das Augusterlebnis an sich ist eher eine Konstruktion national gesinnter Bevölkerungsschichten gewesen, bei der einzelne gesellschaftliche Ereignisse sowohl aus dem Kontext gerissen, als auch eine entsprechende Umdeutung erfahren haben, um sie in das „Augusterlebnis“ integrieren zu können. ↓ 2

Andererseits wird durch die Vorgänge auf der Rückseite der Medaille Bezug zum Feldzug gegen Frankreich von 1870/71 genommen. Die vor den siegreichen Deutschen fliehenden französischen Truppen, was im August 1914 auch tatsächlich so war, symbolisieren die Hoffnung, dass der gegenwärtige wie der vorherige Krieg, ein kurzer, schneller und siegreicher Krieg werden sollte. Nach den anfänglichen Erfolgen war die Westfront im Frühjahr 1915 allerdings schon längst in Schützengräben erstarrt, und von einem schnellen Sieg über Frankreich konnte keine Rede mehr sein.

Die im Hintergrund erkennbaren Kriegschiffe konstruierten ebenso wie die fliehenden Franzosen eher eine Hoffnung als eine Kriegsrealität. Die deutsche Kriegsmarine sollte, von einigen wenigen Gefechten zu Beginn des Krieges, und der Skarrgerakschlacht von 1916 ↓3 den Großteil des Krieges untätig in ihren Häfen liegen. ↓4
Über den ausrückenden Truppen schwebt in den Wolken, mit den theologisch aufgeladenen Worten: „Ich bin bei euch“, der Geist des verstorbenen Bismarck. Hiermit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Bismarck aus seinem Grab heraus die deutschen Truppen unterstützt und als Schutzengel über sie wacht.

Der wiederauferstandene bzw. aus dem Jenseits agierenden Bismarck vergöttlicht die Person Bismarck zum Mythos. Daneben zeigt diese Medaille aber auch eine starke Kriegspropaganda auf, in der der gegenwärtige Krieg in die Tradition des siegreich geführten Feldzugs von 1870/71 gestellt wird, welcher mit einem deutschen Sieg und der Gründung des Deutschen Kaiserreichs endete.

Informationen zum Bild: ↓5

Medaille Kämpfende Truppen:
„Unbekannter Medailleur
Vs. Von der Bevölkerung begeistert verabschiedete deutsche Infanterie und Kavallerie nach rechts, darüber der Geist Bismarcks in Wolken, im Abschnitt die Jahreszahl 1914, bez. über dem Abschnitt rechts: M(ayer). & W(ilhelm). ST(UTTGART).
Geteilte Umschrift oben: ICH BIN _ BEI EUCH
Rs. Deutsche Infanterie im Kampf mit flüchtenden französischen Truppen nach rechts, im Feld oben Seeschlacht, bez. am Rand rechts: M. & W. ST., Inschrift im Spruchband unten: GEPRÄGT ANLÄSSL. DER 100. GEBURSTAGSFEIER BISMARCKS 1. 4. 1915.
Umschrift oben: MIT GOTT WOHLAUF FÜR DEUTSCHEN REICHES EHR
Silber Rand gepunzt: 1000 Silber, 54 mm
Hersteller: Metallwarenfabrik und Kunstprägeanstalt Mayer & Wilhelm, Stuttgart
Lit.: Bahrfeldt, Nr. 5

↓Fußnoten:

1. Vgl. Münkler, Herfried: Der Große Krieg, Berlin5 2014, S. 222-225.
2. Vgl. Stöcker, Michael: Augusterlebnis 1914 in Darmstadt. Legende und Wirklichkeit, Darmstadt 1994, S. 9-11.
3. Vgl. Ebd., S 497-508.
4. Vgl. Ebd., S. 492-493.
5. Vgl. Buchholz, S.216.

 

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Bismarck und Atlas http://bismarckmythos1915.de/?p=461 http://bismarckmythos1915.de/?p=461#comments Mon, 27 Jul 2015 13:26:10 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=461 Auf dieser Medaille wird Bismarck mit dem griechischen Titanen Atlas verglichen. Dieser trägt in der griechischen Mythologie das gesamte Himmelsgewölbe auf seinen Schultern. Allerdings trägt Bismarck auf der Rückseite der Medaille auf seinen Schultern anstelle des Himmels das deutsche Kaiserreich.

Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs wird auf dieser Medaille einzig und allein auf die Person Bismarcks fokussiert, was auch durch die Inschrift „Dem Schöpfer des Reiches“ verdeutlicht wird. Zwar trägt Atlas das Kaiserreich, doch ist durch die Inschrift eindeutig, dass das Deutsche Kaiserreich auf den Schultern Bismarcks ruht.

Diese Konzentration der Geschichte auf Bismarck diente der mythologischen Überhöhung desselben, die einer Überprüfung mit historischen Fakten allerdings nicht standhält. Bismarck kam zugegebenermaßen eine bedeutende, aber keine alleinige politische Rolle für die Reichsgründung zu.
Dass Bismarck hier trotzdem eine solche Aufwertung erfährt, verrät viel über den Bismarck-Mythos. Auch wenn die Geschichte in einer objektiv-kritischen Sichtweise nicht auf Bismarck allein verkürzt werden kann, so scheint dies doch die vorherrschende zeitgenössische Ansicht zu Bismarck gewesen zu sein.

Hier wird somit der Mythos konstruiert, dass es ohne Bismarck kein Kaiserreich gegeben hätte. Wie allerdings die Geschichte ohne Bismarck verlaufen wäre, kann nicht gesagt werden, da dies kontrafaktische Spekulationen wären. In der Gleichsetzung der Person Bismarcks mit einem mythologischen Wesen wird die Person Bismarcks ebenso mythologisiert. Dadurch wird eine Vergöttlichung Bismarcks erreicht.

Informationen zum Bild:↓1

Medaille Bismarckkopf mit Atlas auf der Rückseite:
„Medailleur: Paul Sturm (1859-1936)
Vs.: Barhäuptiger Kopf im Profil nach rechts, darunter Inschrift: BISMARCK
Rs.: Der Oberkörper des Titanen Atlas, mit Eichenlaub gegürtet, der lorbeerbekränzte Kopf im Dreiviertelprofil nach links, eine Landkarte des Deutschen Reiches mit der Inschrift: DEUTSCHLAND tragend, nach links, daneben links das zweizeilige Datum: 1. April/1915, sign. An der Umschrift unten rechts: STURM FEC(IT). (=Sturm hat es gemacht.), bez. am Rand unten links: GRÜNTHAL
Umschrift: DEM SCHÖPFER DES DEUTSCHEN REICHES
Bronze versilbert, 110 mm
Grünthal Verlag, Berlin
Lit:Bahrfeldt, Nr. 2“

↓Fußnote:

Vgl. Buchholz, S.210.

 

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Bismarckkopf http://bismarckmythos1915.de/?p=451 http://bismarckmythos1915.de/?p=451#comments Mon, 27 Jul 2015 13:19:08 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=451 Die Darstellung des nach rechts blickenden Bismarck ist sehr einfach gehalten und verglichen mit zuvor geprägten, detailreichen und prächtigen Darstellungen auffällig schmucklos.

Diese Art der Darstellung findet sich auf einer großen Anzahl verschiedener Medaillen und Plaketten, sodass diese Medaille als einzelnes Anschauungsbeispiel dienen soll. Die Variationen in der Darstellung beschränken sich auf die Blickrichtung und die Kleidung Bismarcks. Bismarck blickt entweder im Profil bzw. Teilprofil nach links oder nach rechts. Dabei trägt er entweder Uniform, mit oder ohne Pickelhaube, oder Zivilkleidung.

Da nur Bismarck auf der Medaille abgebildet ist, ist eine Einordnung der Münze nur durch die Inschrift auf der Rückseite möglich. Die Nennung des Datums des 1. April sowie der beiden Jahre 1815 und 1915 lässt erkennen, dass diese Münze anlässlich des 100. Geburtstags Bismarcks geprägt worden ist. Ansonsten finden sich auf der Münze keine weiteren Bezüge.

Auf der Medaille wird schlicht und einfach Bismarck dargestellt. Die Darstellung ohne Namensnennung, nur mit einer Datierung scheint ausreichend gewesen zu sein. Jede Person, die diese Medaille sah, wusste sie anscheinend sofort einzuordnen, sodass auf eine Nennung des Namens Bismarck verzichtet werden konnte. Das Aussehen Bismarcks muss daher in der Bevölkerung, zumindest in den Schichten, die Zugang zu der Medaille hatten, präsent gewesen sein.

An dieser Medaille wird deutlich, dass die zeitgenössische Wahrnehmung Bismarcks an sich schon eine mythologische Komponente zu beinhalten scheint. Ohne dass weitere Angaben nötig waren, konnte diese Münze ihren Zweck erfüllen. Dieser bestand darin auf den 100. Geburtstag Bismarcks aufmerksam zu machen. Der Mythos und die Person stehen nebeneinander. Genauer gesagt befindet sich der Mythos auf der Vorderseite, und die Person auf der Rückseite der Medaille.

 

Informationen zum Bild:↓1

Medaille Bismarckkopf:
„Medailleur: Carl Melville (1875-1957)
Vs. Barhäuptiger Kopf im Profil nach rechts sign am Halsansatz: C. Melville, bez. am Rand links: Oertel Berlin.
Rs.: Vertiefte Tafel mit den Daten 1815 / 1915, links und rechts davon stilisierte Lorbeerranken, am Rand oben vertieft das Familienwappen Bismarcks
Silber, Rand gepunzt: Silber 990, 33 mm
Hersteller: Otto Oertel, Berliner Medaillen-Münze“

↓Fußnote:

Vgl. Buchholz, S.205.

 

 

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Fazit Bismarckmünzen http://bismarckmythos1915.de/?p=474 http://bismarckmythos1915.de/?p=474#comments Mon, 27 Jul 2015 12:51:54 +0000 http://bismarckmythos1915.de/?p=474 Mythos in Münzen

Der Bismarck-Mythos fand auch auf Medaillen und Plaketten verschiedensten Ausdruck. Er reicht hier von der Konstruktion einer mythologischen Gestalt Bismarcks bis hin zur Indienstnahme der Person und des Mythos Bismarck zu zeitgenössischen Ereignissen. Dabei wird Bismarck zugunsten der deutschen Kriegsanstrengungen instrumentalisiert.

Im Vergleich zu den Postkarten ist die Wirkmächtigkeit der Medaillen und Plaketten aber sehr begrenzt. Durch den niedrigen Preis der Postkarten aus Papier erreichten diese eine breite Bevölkerung, die viele Postkarten zwischen Front und Heimat hin- und herschickten. Dadurch konnten die wegen des Krieges auseinander gerissenen Familien miteinander kommunizieren und Kontakt halten.

Im Gegensatz dazu erreichten die Medaillen und Plaketten die breite Bevölkerung nicht. Insbesondere bei der großen silbernen Atlasmedaille wird deutlich, dass die propagandistischen Medaillen und Plaketten nur einer kleinen vermögenden Schicht, wie dem gehobenen Bürgertum, zur privaten Sammlung zugänglich waren. Welchen zusätzlichen Nutzen hätte eine an die Front geschickte wertvolle Silbermedaille im Vergleich mit einer Postkarte auch schon haben können? Auch auf Postkarten fanden sich propagandistische Darstellungen, aber hauptsächlich wurden durch sie persönliche Nachrichten von Freunden und Familien übermittelt. Was hat ein an der Front dienender Soldat, der massiver Propaganda ausgesetzt ist, nötiger als den Kontakt mit seinen Angehörigen?

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